Jubiläumsherbstkonzert 2022

Time to Say Good By

 

Kaum waren die letzten Takte des Eröffnungsmarsches „Vive Monsieur le Maire“, komponiert von Francois Menichetti, dirigiert von Gernot Rudolph verklungen, wurde das Jubiläumskonzert des Neuen Favoritner Mandolinenorchesters für anstehende Ehrungen unterbrochen. Der Bezirksvorsteher des 10. Wiener Gemeindebezirks, des Heimatbezirks des Neuen Favoritner Mandolinenorchesters, Marcus Franz und sein Stellvertreter Ing. Gerhard Blöschl betraten die Bühne, um zwei Ehrungen vorzunehmen: Geehrt und ausgezeichnet mit der Urkunde für Dank und Anerkennung für ihre Verdienste um Musik und Kultur wurden der Dirigent und musikalische Leiter des Orchesters Heinz Koihser und der ehemalige langjährige Obmann des Vereines des NFMO Gerhard Pilhatsch:

Seit 1974 ist Heinz Koihser Mitglied des Neuen Favoritner Mandolinenorchesters, stand zuerst als Mandola-Spieler, dann als Konzertmeister dem Orchester zur Verfügung und übernahm 1986 das Orchester als musikalischer Leiter und Dirigent. Während der langen Periode seiner musikalischen Leitung formte er das Orchester zu einem veritablen Klangkörper mit eigenständigem musikalischen Charakter. Grundlage für diese Arbeit waren auch die zahlreichen musikalischen Bearbeitungen, die Heinz Koihser für sein Orchester vornahm und zur Aufführung brachte. Heinz Koihser kooperierte fast kongenial mit dem Leiter des Vereines des Zupforchesters Gerhard Pilhatsch, der den Verein 1989 von seinem Vorgänger L. Unger übernahm. Schon bald nach Antritt seiner Obmannschaft wechselte Gerhard Pilhatsch die Strategie der Öffentlichkeitsarbeit des Orchesters. Das Orchester spielte nun zwei große Konzerte pro Jahr, gewann einen größeren Publikumskreis, und auch die internationalen Kontakte wurden ausgebaut. Gleichzeitig eröffnete er der Mandoline und dem Publikum mit der jährlichen Veranstaltung „Mandoline anders“ auch die Bereiche populärer moderner Musik, wie Blues und Jazz. Auch Gerhard Pilhatsch erhielt bei dieser Ehrung die schon erwähnte Urkunde für Dank und Anerkennung. [1]

Ehrung von H. Koihser durch die Bezirksvorsteher
(Foto: Klaus Kopia)

Der Ehrungen noch nicht genug, ergriff nun die Präsidentin des VAMÖ Marianne Klicka, flankiert von der Obfrau des VAMÖ Gabriele Breuer das Mikrofon, um die beiden verdienten Persönlichkeiten des NFMO nochmals langatmig zu ehren und stellte damit die Geduld des Publikums auf eine kleine Probe. Aber die Verdienste von Heinz Koihser und Gerhard Pilhatsch können gar nicht genug geehrt werden, denn sie haben lange Zeit ihres Lebens der Aufgabe der Führung des Neuen Favoritner Mandolinenorchesters gewidmet und ein vorbildliches Engagement gezeigt. Das Orchester erhielt zum Anlass des 70jährigen Bestandsjubiläums vom VAMÖ eine Ehrung.

Nach den Ehrungen ergriff Gernot Rudolf wieder den Dirigentenstab und Natalija Striku machte sich an der Solomandoline bereit für ihren Auftritt mit der „Serenata Gaia“ von Raffaele Calace. Souverän spielte sie diesen schwierigen Solopart, eingebettet in die Begleitung des Neuen Favoritner Mandolinenorchesters, bevor wieder Gernot Rudolph vom Platz des Dirigenten auf den Sessel des Konzertmeistes wechselte. Das Neue Favoritner Mandolinenorchester hatte zu seinem Jubiläum noch eine Solistin eingeladen. Christine Schwarzinger intonierte mit dem Orchester die „Romanze Op. 40, Violinromanze Nr. 1, G-Dur“ von Ludwig van Beethoven. Diese Komposition dirigierte Heinz Koihser sehr einfühlsam und führte Orchester und Solistin zu harmonischem Klang. Christine Schwarzinger und Heinz Koihser blieben sogleich auf der Bühne, und Frau Schwarzinger brillierte auf der Violine mit der „Serenate Op. 6 Nr. 1“ von Enrico Toselli, zärtlich begleitet von ihrem Lieblingsorchester. Der Moderator Victor Kautsch, souverän wie immer und dem Orchester seit langer Zeit verbunden, kündigte nun das Stück „Katalanische Impressionen von Fred Witt an. Den Part des Solisten übernahm nun Ernst Vanorek an seinem Akkordeon, Heinz Koihser dirigierte und übergab nach diesem Dirigat die Leitung des Orchesters wieder an Gernot Rudolph, der das letzte Stück vor der Pause vom Dirigentenpult aus leitete: „Festlicher Auftakt“ von Rudi Müntner. Als Solistin an der Querflöte diesmal unser neues Orchestermitglied Godela von Kirchbach, die mit ihrem Spiel eine willkommene musikalische Bereicherung der Orchesteraufführungen darstellt.

Christine Schwarzinger an der Solovioline
(Foto: Günter Mühlbauer)

Das Neue Favoritner Mandolinenorchester hat sich zu seinem 70jährigen Jubiläum einen Herzenswunsch erfüllt und sein Partnerorchester, das „Anhaltinische Zupforchester“ aus Dessau-Roßlau eingeladen. Dieses nahm nun nach der Pause die Plätze auf der Konzertbühne ein, und unsere Erwartungen waren groß. Wir kannten die Qualitäten dieses Orchesters. Dementsprechend war unsere Vorfreude auf die Darbietungen. Unter seinem neuen Dirigenten Frithjof Eydam bot das Orchester in wahrhaft virtuoser Art und Weise auf künstlerisch hohem Niveau zum Einstieg aus der „Peer Gynt Suite Nr.1 Op. 465“ von Edvard Grieg die Sätze „Anitras Tanz“ und „In der Halle des Bergkönigs“, sensibel und voll orchestraler Dynamik dargebracht.

Frithjof Eydam am Pult des Anhaltinischen Zupforchesters
(Foto: Günter Mühlbauer)

Der Komponist Christoph Reuter komponierte für das Anhaltinische Zupforchester die „Dessauer Suite für Zupforchester“. Aus dieser Suite hörten wir die Sätze „Flug über Dessau“ und „Tanz im Grünen Baum“. Spätestens an dieser Stelle des Konzertes war klar, dass das Anhaltinische Zupforchester ein musikalisch zeitgemäßes Programm mitgebracht hatte, das hohe Anforderungen an die aufführenden Künstlerinnen und Künstler wie auch an die Hörgewohnheiten des Publikums stellte. Die musikantische Präzision und die Besetzung des Orchesters sorgen für ein ansprechendes Klangbild, das vor allem durch die große Gruppe der Gitarrenspielerinnen und -spieler stark beeinflusst wird. An dem Applaus war zu erkennen, dass das Publikum den veränderten Hörgewohnheiten durchaus gerecht werden konnte und die Leistung des Anhaltinischen Zupforchesters dementsprechend zu würdigen wusste, auch wenn fernöstliche und modern anmutende Rhythmen und Klänge ertönten, wie zum Beispiel bei der Komposition von Yasuo Kuwaharas „Novemberfest“. Nach dem „Novemberfest” wurde es nun musikalisch-thematisch „leise“ im Saal: Wir hörten eine Version des allseits bekannten Hits von Paul Frederic Simon, „The Sound of Silence“, arrangiert von Thomas Lübeck und dirigiert von Frithjof Eydam. Während des letzten, fulminant dargebotenen Programmpunktes der „Dessauer“, das spanische Stück „Asturias“ von Isaac Albinez, machte sich das Neue Favoritner Mandolinenorchester wieder bereit, die Konzertbühne gemeinsam mit dem Anhaltinischen Zupforchester zu betreten. Zugegeben, die Zugaben war diesmal mehr als sonst fixer Teil des Programms, und wir alle waren des Augenblicks gewahr, in dem unser Dirigent Heinz Koihser seinen Dirigentenstab aus der Hand legen würde.

Time to Say Good By – Verabschiedung von Heinz Koihser
durch Claudia Freygang und Frithjof Eydam (beide: Anhaltinisches Zupforchester)
(Foto: Günter Mühlbauer)

Auf unserem informellen Programm stand als gemeinsam zu spielendes Orchesterstück die „Morgenstimmung“ aus der „Peer Gynt Suite Nr. 1 Op. 465“ von Edvard Grieg. Doch bevor der Dirigent Frithjof Eydam den Taktstock erheben konnte, wurde Heinz Koihser von der Obfrau des Anhaltinischen Zupforchesters, Claudia Freygang noch auf die Bühne gebeten und auch vom Anhaltinischen Zupforchester rührend und herzlich verabschiedet. Nicht wenige auf der Bühne bekamen in diesen Momenten feuchte Augen. Nach der Morgenstimmung übernahm nun noch einmal Heinz Koihser die beiden Orchester zum gemeinsamen Spiel und dirigierte auf seinen eigenen Wunsch hin „Time to Say Good Bye“ von Francesco Sartori. Das „große“ Orchester verabschiedete mit seinem Spiel einen großen, verdienstvollen Dirigenten, und das Publikum dankte mit Standing Ovation. Noch einmal erklang der eingehende Sound der Partnerorchester, bevor Heinz Koihser die Bühne verließ. Danke Heinz!

[1] … Ausführliche Würdigungen, finden Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser, in unserer Jubiläumsbroschüre und auf unserer Website.

Harald Eichelberger

 

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